World Conference Center soll 2009 eingeweiht werden
Viele Fragen blieben im Ausschuss offen, doch alle Politiker wollen das WCCB zu Ende bauen lassen
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Von Bernd Leyendecker
Soll Ende 2009 eingeweiht werden: Das Kongresszentrum neben Plenarsaal und Bundeshaus.Bonn. Nur in einem Punkt waren sich die Mitglieder des Unterausschusses "Zukunft Bonn" am Donnerstagabend einig: Das World Conference Center Bonn (WCCB) muss fertig gebaut werden.
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Völlig unterschiedlich fiel jedoch die Bewertung der Sitzung aus. Während die Grünen und der Bürgerbund der Stadt schwere Versäumnisse vorwarfen und Konsequenzen für die Verantwortlichen forderten, freute sich SPD-Chef Wilfried Klein über den neuen Investor.
Stadtsprecher Friedel Frechen ging am Freitag auf den Disput nicht ein, teilte vielmehr mit, die "positiven Vermarktungsergebnisse und die Zuwächse bei Kongressteilnehmern im WCCB" seien "erfreulich" vermerkt worden.
Und das Ziel, den Bau Ende dieses Jahres fertigzustellen, sei "realistisch und erreichbar". Dass der neue Investor Hunua, der bereits 20 Millionen Euro in das Projekt investiert habe, nun weitere 30 Millionen Euro zur Verfügung stellen will, werde als "große Chance" angesehen.
Ähnlich sieht es auch Klein: "Zur Sicherung der öffentlichen Gelder ist die Position der Stadt im bestehenden Vertrag unverrückbar stark. Das größte Risiko trägt der Investor; die größten Chancen liegen bei uns. Das ist fair."
Wie berichtet, müsste die Stadt für den Fall, dass der Investor zahlungsunfähig würde, auch die Zinsen für die Kredite zahlen, die er für das Projekt aufgenommen hat. Und das könnte ein Betrag von über fünf Millionen Euro pro Jahr bedeuten. Klein wies auch auf die Weltfinanzkrise hin und meinte, andere Projekte ständen "vor ganz anderen Problemen".
Während sich Klein nach der nichtöffentlichen Sitzung "im Wesentlichen erschöpfend" informiert fühlte, meinte Hans-Ulrich Lang vom Bürgerbund: "Wir rennen mit unseren berechtigten Fragen gegen eine Gummiwand." So kenne er nicht die Motivation des neuen Investors.
"Renditeerwartungen können das nicht sein, denn auf die ist nachweislich für lange Zeit nicht zu hoffen." Zudem sei die Begründung der aufgeschlüsselten Mehrkosten - von 140 auf jetzt 200 Millionen Euro - fachlich nicht nachvollziehbar dargestellt worden; sie "schien im Wesentlichen der Verschleierung von Verantwortlichkeiten zu dienen".
Nun müsse geklärt werden, wer Verantwortung zu übernehmen hat - "und wir sind der Ansicht, es müssten auch Köpfe rollen". Die Grünen erklärten, die Bauplanung und Baurealisierung sei nicht "effektiv begleitet und kontrolliert, die Kostenexplosion nicht ausreichend plausibel gemacht und wichtige Planungsänderungen nicht kommuniziert worden".
Ihr Bürgermeister und OB-Kandidat Peter Finger: "OB Dieckmann muss dem Rat erklären, seit wann sie und ihre Mitarbeiter welche Informationen hatten, und warum sie dies dem Rat so lange verschwiegen hat; aus diesem Verhalten müssten Konsequenzen folgen."
Anders als Klein beurteilt er die Vereinbarungen zwischen Stadt und Investor: "Im Grunde hat man die geschlossenen Verträge so gehandhabt, dass der Investor die alleinige Lizenz zum Geld ausgeben hatte und die Stadt Bonn am Ende für die Kosten bürgen muss."
Nach politischen Konsequenzen ruft CDU-Fraktionschef Benedikt Hauser nicht. Noch nicht. "Wir brauchen erst noch weitere Informationen, um uns ein vollständiges Bild von der Situation machen zu können; erst dann ist die Frage nach Konsequenzen zu stellen", sagte er dem GA. Nach Ansicht des OB-Kandidaten der Linken, Michael Faber, entpuppt sich das WCCB als "finanzielles Desaster für die Stadt".
Scharf kritisiert er das Städtische Gebäudemanagement, das seiner Meinung nach "der Verantwortung einer sorgfältigen Begleitung des Bauprojekts im Sinne der Stadt nicht im ausreichenden Maße gerecht geworden ist". Im Hinblick auf weitere Großprojekte wie dem Festspielhaus fordert die Linke, dass aus dem "WCCB-Fiasko Lehren gezogen werden".
Artikel vom 25.04.2009