Sonntag, 26. April 2009

Rheinbacher Schüler bereiten sich auf GA-Parlamentsdebatte vor

Von Taschengeld und "großer Politik" - Abschlussschüler der Tomburg-Realschule schlüpfen in Rollen der Politiker
LINK
Von Andrea Giesbrecht-Schmitz

Kanzlerin in Hochform: Angela Merkel Kim Kellershoff führt die CDU-Ministerriege mit Johannes Hotz, Marina Fecke, Lisa Bollig, Mira Rohloff, Nikola Jancic, Michael Müllejans (von links). Rheinbach. Politik? Naja, dafür hat sie sich bisher "eigentlich nicht so" interessiert, da ist Clara ganz ehrlich. "Und ich weiß auch relativ wenig." Aber jetzt sieht es so aus, als könnte dieses Fach sogar ihr Lieblingsfach werden. Und das ihrer 26 Klassenkameraden der 10 a. Denn die Abschlussschüler der Tomburg-Realschule schlüpfen selbst in die Rollen von Politikern - sie beteiligen sich an der Schüler-Parlamentsdebatte, die der General-Anzeiger mit sieben Schulen aus der Region veranstaltet.
Kanzlerin in Hochform: Angela Merkel Kim Kellershoff führt die CDU-Ministerriege.

Dabei übernehmen die Zehntklässler aus Rheinbach den Part der CDU im Bundeskabinett. Das Thema der Debatte: der Bundeshaushalt. Besondere Aufgabe: ein Gesetzentwurf, der ohne neue Schulden auskommt. Keine leichte Aufgabe für Politik- und Geschichtslehrer Tom Schipper, ein so staubtrockenes Thema für 15-, 16-Jährige interessant zu machen. Seine Lösung: "Wir haben mit einer Diskussion über Taschengeld angefangen." Das kennen Jugendliche: Was ich nicht hab', kann ich nicht ausgeben.

Seit Wochen diskutieren die Mädchen und Jungen der 10 a über Einnahmen und vor allem über Ausgaben, nicht für Jeans oder ein neues Handy, sondern für Auslandseinsätze der Bundeswehr und für Finanzspritzen für Opel. Und dabei sitzen die jeweils zuständigen Bundesminister mit im Klassenzimmer: Verteidigungsminister Franz-Josef Jung alias Johannes Hotz, Familienministerin Ursula von der Leyen alias Lisa Bollig, Marina Fecke als Bildungsministerin Annette Schavan, Nikola Jancic als Innenminister Wolfgang Schäuble, Mira Rohloff als Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner und Michael Müllejans in der Rolle des Wirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg.

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel führt die 16-jährige Kim Kellershoff das Kabinett. Extra für das Projekt änderte ihr Lehrer Tom Schipper sogar den Stundenplan: Eine seiner Geschichtsstunden und die Politikstunde eines Kollegen gehören nun Woche für Woche dem Gesetzentwurf und der Vorbereitung auf die Parlamentsdebatte.

Dabei bekommen seine Schüler auch noch Tipps von einem echten Bundespolitiker, den sie bislang nur aus dem Fernsehen kennen: Norbert Röttgen, Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion, besucht die Klasse in der kommenden Woche. Inzwischen haben die Zehntklässler viele Fragen, auch kritische. Bei den Jugendlichen, die allesamt bei der nächsten Kommunalwahl 16 sind und wählen dürfen, herrscht Skepsis gegenüber der "großen Politik".

"Die machen dann ja doch, was sie wollen", meint etwa Christoph. Und Oliver kritisiert: "Die reden und reden und nichts passiert". Stavros findet, dass Politiker "lieber realistische Ziele stecken" sollten, statt das Blaue vom Himmel zu versprechen. Auf jeden Fall fiebern die Realschüler dem Projekt Parlamentsdebatte entgegen, und sie wollen es nutzen: "Ich finde es gut, dass wir mal alles selber in der Hand haben", sagt Johannes.
Artikel vom 23.04.2009