Montag, 2. März 2009

Pilotprojekt „Schulschiedstelle“ im Märkischen Kreis

http://www.maerkischer-kreis.de/aktuell/berichte2007/presseservice680583.php

Schüler setzen Grenzen
Das Team der Schulschiedsstelle: Schulamtsdirektor Bernd Florax, Fachdienstleiter Frank Schmal, Max Winter, Ebru Simsek, Demet Kilic, Nicole Schulte, Rebecca Sanz Martin, Mirja Schriever. Es fehlen: Philipp Biedendorf und Florian Halbeisen.
Das Team der Schulschiedsstelle: Schulamtsdirektor Bernd Florax, Fachdienstleiter Frank Schmal, Max Winter, Ebru Simsek, Demet Kilic, Nicole Schulte, Rebecca Sanz Martin, Mirja Schriever. Es fehlen: Philipp Biedendorf und Florian Halbeisen.

Jetzt ist es offiziell: Das Landesministerium für Schule und Weiterbildung startet im Märkischen Kreis und neun weiteren Schulamtsbezirken das Pilotprojekt „Schulschiedstelle“. Damit will die Landesregierung konsequent gegen Gewalt, Mobbing, Beschimpfungen und Verleumdungen, sexuelle Belästigung, Sachbeschädigung und Schulschwänzen von Schülern eintreten und soziales Verhalten einfordern. Nach der bisherigen Erfahrung erreichen erzieherische Mittel und Ordnungsmaßnahmen nach dem Schulgesetzt nicht bei allen Schülerinnen und Schülern das gewünschte Ziel. Das Landesministerium setzt daher in seinem Pilotprojekt auf erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse, dass der positive Einfluss Gleichaltriger oft mehr erreichen kann, als das Einwirken Erwachsener.

Im Märkischen Kreis haben sich sechs Schülerinnen und Schüler über 15 Jahren aus verschiedenen Schulformen ehrenamtlich bereit erklärt, an einer kreisweiten Schulschiedstelle mitzuarbeiten. Bei Regelverletzungen können sich Schulen an dieses Gremium wenden. Jeweils drei Schüler setzen sich mit einem Fall auseinander und verdeutlichen durch ihre Stellungnahme und zumeist auch durch das Aussprechen einer Sanktion, dass auch Gleichaltrige das Brechen von Regeln nicht akzeptieren. Für diese Aufgabe wurden die Jugendlichen in Schulungen vorbereitet. Sie haben die Grundlagen des Straf- und Schulrechts kennen gelernt, Gesprächsführung trainiert und wissen, mit Sanktionen angemessen auf Regelverletzungen zu reagieren.

Bei der konstituierenden Runde im Lüdenscheider Kreishaus wurden Demet Kilic, Ebru Simsek , Rebecca Sanz Martin und Max Winter von Schulamtsdirektor Bernd Florax und Fachdienstleiter Frank Schmal begrüßt. Hinzu kommen noch Florian Halbeisen und Philipp Biedendorf. Bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit begleitet und unterstützt werden die Schüler von den Sozialpädagoginnen Mirja Schriever und Nicole Schulte. Alle Mitglieder der Schulschiedstelle sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Damit das Fehlverhalten von Schülern möglichst zeitnah geahndet werden kann, wurden zwei Gruppen gebildet, die an zwei unterschiedlichen Terminen im Monat tagen können. „Da es sich um ein Pilotprojekt handelt, können Sie keine Fehler machen sondern nur Erkenntnisse gewinnen“, entlastete Schulamtsdirektor Bernd Florax die Jugendlichen von dem Erwartungsdruck. Gleichwohl sind sich die Heranwachsenden ihrer Verantwortung sehr wohl bewusst. Einige waren bereits Klassensprecher oder auch Streitschlichter an ihrer Schule.

Schulleitungen können die Schulschiedstelle nach dem Konzept des Bildungsministeriums anrufen, wenn es sich beispielsweise um Vorfälle in der Schule, im Schulumfeld oder zwischen Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulen geht und der Einfluss Gleichaltriger mehr Erfolg verspricht als Maßnahmen nach dem Schulgesetz. Voraussetzung ist allerdings, dass alle Beteiligten (Täter, Opfer, Eltern, Lehrer, Schulleitung) diesem Verfahren zustimmen. Eventuelle Sanktionen der Schulschiedstelle sollen in unmittelbarem Zusammenhang zu dem Fehlverhalten stehen und beispielsweise bewirken, dass die Beschuldigten ihre Fehler einsehen. Als Auflagen in Frage kommen: eine Entschuldigung, Wiedergutmachung durch Sozialstunden, Schadensersatz aus dem Taschengeld oder Handy-Verbot. Bei den Verhandlungen sind neben dem Schüler-Team immer auch eine der beiden Sozialpädagoginnen anwesend. Die Eltern des Beschuldigten dürfen dabei sein. Bei Bedarf wird auch das Opfer eingeladen. Die Verhandlungen sind nicht öffentlich.